Albaniens letzter „Restaurantbär“ ist gerettet

Baer in Albanien
24-jähriger Braunbär Mark kam endlich nach Österreich ins Bärenschutzzentrum Arbesbach.

Hamburg. Die globale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN hat erfolgreich den letzten sogenannten „Restaurantbären“ Albaniens gerettet: Der 24-jährige Braunbär Mark ist in seinem neuen Zuhause, dem von VIER PFOTEN geführten BÄRENWALD Arbesbach, eingetroffen. Mark wurde über 20 Jahre lang als Touristenattraktion neben einem Restaurant in Tirana gehalten. In einem kleinen Käfig mit Betonboden konnte er kein natürliches Verhalten ausleben. Er braucht dringend artgemäße Pflege.

Braunbär Mark
Braunbär Mark

„Mark verbrachte über 20 Jahre in einem kleinen, kargen Gehege, das keine Beschäftigungsmöglichkeiten bot. Langeweile und Stress haben dazu geführt, dass er unnatürliche Verhaltensweisen aufzeigt, zum Beispiel wiederholtes Auf- und Ablaufen oder Kauen an den Metallstäben seines Käfigs. Er ist stark übergewichtig, seine Zähne sind teilweise gebrochen, und seine Bewegungen deuten darauf hin, dass weitere Untersuchungen erforderlich sein werden. Unser Team in Arbesbach wird Mark bald tierärztlich behandeln und angemessen pflegen, sodass er sich hoffentlich schnell erholen und ein bärenwürdiges Leben führen kann”, sagt Magdalena Scherk-Trettin, Projektkoordinatorin für Wildtierrettungen bei VIER PFOTEN.

Über sechs Ländergrenzen in ein artgemäßes Zuhause

Marks Reise in sein neues artgemäßes Zuhause führte das Rettungsteam von Albanien über Nordmazedonien, Griechenland, Bulgarien, Rumänien und Ungarn nach Österreich. Der Restaurantbesitzer hat Mark freiwillig in die Obhut von VIER PFOTEN gegeben und schriftlich bestätigt, dass er nie wieder Bären auf dem Restaurantgelände halten wird. In seinem viel zu kleinen Käfig fand Mark kaum Schutz vor Hitze oder Schlechtwetter. Ohne Rückzugsort war er ständig den Blicken der Restaurantbesucher ausgesetzt. Auch Winterruhe konnte er nie halten.

Braunbär Mark beim Transport.
Braunbär Mark beim Transport.

Marks Rettung ist ein wichtiger Meilenstein. Ohne eine Gesetzesänderung könnten Bären in Albanien aber weiterhin als Touristenattraktion missbraucht werden. Auch viele Großkatzen werden immer noch illegal gehandelt und leiden in Privathaltung. VIER PFOTEN fordert daher ein Verbot der Privathaltung von Bären und Großkatzen, die Errichtung eines lokalen, artgemäßen Wildtierschutzzentrums sowie gesetzliche Maßnahmen zur Bekämpfung des illegalen Wildtierhandels.

Trotz Erfolgen: Wildtierschutz in Albanien nicht ausreichend

Nach eigenen Recherchen und Informationen, die VIER PFOTEN vorliegen, war Mark der letzte „Restaurantbär“ in Albanien. Die Privathaltung von Bären ist jedoch nach wie vor legal, sofern ein Tier in Gefangenschaft geboren wird und die Haltung bestimmte Anforderungen erfüllt. „Keiner Privatperson sollte es erlaubt sein, einen Bären oder ein anderes Wildtier zu halten. Nur ein Verbot der privaten Haltung von Bären und anderen Wildtierarten kann das Leiden und die Ausbeutung dieser Tiere verhindern. Wir fordern die albanischen Behörden dringend auf, auch Maßnahmen zur Bekämpfung des illegalen Wildtierhandels zu ergreifen, der in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Unsere Arbeit in Albanien ist noch lange nicht beendet”, sagt Sajmir Shehu, VIER PFOTEN Projektkoordinator in Albanien.

VIER PFOTEN und das albanische Ministerium für Tourismus und Umwelt arbeiten gemeinsam an einer neuen Absichtserklärung, die die Zusammenarbeit bei der Änderung und der Umsetzung von Gesetzen verbessern soll. Außerdem sieht sie vor, dass die albanischen Behörden eine Wildtierauffangstation im Land einrichten, die die Beschlagnahmung illegal gehaltener Tiere erleichtern würde.

BÄRENWALD Arbesbach: Ein artgemäßes Zuhause für gerettete Bären in Österreich

Der BÄRENWALD Arbesbach bietet seit 1998 geretteten Bären ein lebenslanges Zuhause in einem naturnahen Lebensraum. Er war das erste VIER PFOTEN Bärenprojekt und wurde 2009 erweitert. Mark ist der erste Neuzugang in dem österreichischen Bärenschutzzentrum seit 2015. Mit ihm leben derzeit vier Bären auf mehr als 14.000 m². Im Waldviertel im Osten Österreichs, das für seine unberührte, ländliche Landschaft bekannt ist, haben die Bären Platz, um ihre natürlichen Verhaltensweisen auszuleben. Sie können baden, graben, umherstreifen, klettern und sich in Höhlen zurückziehen, entweder um sich zu verstecken und zu dösen oder um Winterruhe zu halten.

© VIER PFOTEN/GEORG MAYER