„Wir haben viel zu wenig Blühflächen für unsere Wildbienen, aber auch für andere Insekten“, sagt Prof. Dr. Alexandra-Maria Klein, Professorin für Naturschutz und Landschaftsökologie an der Universität Freiburg. In der Stadt fehle den Insekten besonders häufig das Futter, also Nektar und Pollen – es sei daher höchst sinnvoll, überall dort blühende Streifen oder Flächen anzulegen, wo es möglich ist. „Die Population von vielen Wildbienenarten ist rückläufig, wir müssen mehr für sie tun“, sagt Klein. Ab dem beginnenden Frühjahr, also ab jetzt, können man damit beginnen, Blühpflanzen auszusäen.
Blütennektar für Bienen, Schmetterlinge, Wespen und Käfer
Gerade Bienen sind auf viele Blühpflanzen angewiesen, weil sie nicht nur den Nektar als Nahrung nutzen, sondern sehr viele Pollen brauchen, um ihren Nachwuchs damit zu füttern. Aber auch zum Beispiel Schmetterlinge, viele Wespenarten und Käfer ernähren sich von Blütennektar. In der Stadt gebe es gute Möglichkeiten, den Bienen und anderen Insekten zu helfen, sagt Klein: „Wir brauchen überall Blühflächen, sie können in privaten Gärten entstehen, aber oft auch auf Dächern oder ungenutzten öffentlichen Flächen, auf denen bisher nur etwas Gras wächst.“ Besonders wichtig sei es, dass diese Bereiche eine Art Netz bilden: „Solche so genannten Korridore ermöglichen es den Insekten, in der Stadt zu reisen, ohne zu verhungern.“
Einheimische Pflanzen, die zu unterschiedlichen Zeiten blühen
Wer jetzt einen Blühstreifen anlegt, dürfe die ausgesäten Samen allerdings nicht angießen, solange noch die Gefahr von Nachtfrost besteht, sagt Klein. Außerdem solle man darauf achten, dass er aus einheimischen Pflanzen besteht, die zu unterschiedlichen Zeiten blühen. „Als Frühblüher sind zum Beispiel Krokusse und Schlüsselblumen geeignet, aber auch das Lungenkraut“, sagt Klein. Am allerbesten seien „gebietseinheimische“, also regionale Blühmischungen. Diese bekomme man manchmal in Gartenfachgeschäften oder bei spezialisierten Anbietern für regionales Saatgut im Internet. Manche Anbieter geben auch eine Beratung, was für welchen Standort geeignet ist. „Sie können die Samen natürlich auch im Lauf des Jahres auf Wiesen in der Umgebung selbst sammeln“, sagt Klein.
Blühflächen an der Universität Freiburg
Auch Pflanzen, die etwa in Mauerritzen oder Spalten im Asphalt ihre Nischen gefunden haben, tragen zur blühenden Vielfalt bei. Knapp hundert solcher Stadtpflanzen hat Alexandra-Maria Klein in ihrem soeben erschienenen, gemeinsam mit Julia Krohmer verfassten Bestimmungsbuch „Das wächst in Deiner Stadt“ porträtiert. Die Universität Freiburg will selbst ebenfalls dafür sorgen, dass Insekten mehr Blüten in der Stadt finden: Gemeinsam mit Studierenden und Prof. Dr. Stefan Rensing, Prorektor für Forschung und Innovation, hat Klein vor dem Rektoratsgebäude eine Blühfläche angelegt. Weitere Blühflächen für Insekten auf dem Universitätsgelände sind schon geplant.