Eine Expedition in der kanarischen Inselwelt

Mast

Auf eine nicht gewöhnliche Kreuzfahrt geht es mit dem World Voyager von Nicko Cruises. Der Leitsatz der Reederei “Kleine Schiffe, große Erlebnisse” wird mit diesem Schiff besonders gerecht, denn es gehört mit seinen nur 126 m Gesamtlänge zur kleineren Liga. Es ist ein Expeditionskreuzfahrtschiff, welches maximal 200 Passagiere unterbringen kann.

Was ist die Besonderheit?

Schiff

Ein Kreuzfahrtschiff wie World Voyager kann Orte und Häfen anlanden, zu denen die Kreuzfahrtriesen nicht zugelassen sind, entweder aufgrund ihres Tiefgangs oder den vorhandenen Piergrößen. Zumal herrscht eine ruhige Stimmung an Bord, es gibt keine Schlagerparties stattdessen ist eine Pianistin mit einer großgefächerten Programm (mit und ohne Gesang) an Bord. Dies passt sehr gut zu dem Bord Konzept.

Action bringen dann im Gegenzug die Zodiacs an Bord des World Voyagers. Hiermit können besondere und außergewöhnliche Landgänge geboten werden. Individuell je nach Destination. Die Zodiacfahrten sind für jeden Reisegast mit inkludiert und über die Teilnahme kann frei entschieden werden. Die Bootstrips werden so terminiert, dass jeder Gast die Chance hat mitzufahren auch wenn ein Landausflug gebucht wurde. Zudem gibt es die Wahl über “gemütliche Panoramafahrt” oder “schnell und rasant über die Wellen”. In vielen Fällen kann sogar bei beiden Varianten an einer Destination teilgenommen werden. Jedem Zodiacteilnehmer wird eine Rettungsweste zur Verfügung gestellt, die Handhabung wir zuvor in einem Briefing erklärt. Ich kann nur empfehlen, sich diesen einzigartigen Spaß nicht entgehen zu lassen.

Persönlich und Miterlebbar

Als etwas Besonderes möchte ich noch die jederzeit zur Verfügung stehende Möglichkeit der Brückenbesichtigung hervorheben. Zu angegebenen Termin darf sogar der Passagier das Ruder des World Voyager übernehmen. Der 1. Offizier hat mir hierzu den Autopiloten ausgestellt und es dauerte schon ein wenig bis das Schiff auf eine 5 Grad Veränderungreagierte. Manövrieren bei Windstärke Beaufort 8-9 und einer Wellenhöhe von 3 bis 4 Meter. Fragen wurden erklärt und der neue “Freizeitkapitän” erhält sogar noch eine Urkunde. Zu meiner Überraschung kam zum Abendessen Kapitän Hans Söderholm durch den Speisesaal und händigte den Passagieren, welche von dem Angebot Gebrauch gemacht hatten, die Urkunde höchstpersönlich aus. Das macht schon Eindruck. Eine tolle persönliche Geste.

Desert

Die Gerichte werden an den Tisch gebracht, die Auswahl ist groß und es kann auch nochmal nachbestellt werden. 5-Gänge Menü abends und auch mittags. Wer nicht weit vom Pool und den bequemen Liegen speisen möchte, der findet am LidoGrill auf dem Pooldeck auch kleine leckere Sachen wie Lachs, Pizza, Pommes, Taco. Es können auch Getränkepaket zu gebucht werden.

Wellness in den Kabinen

Die Einrichtung des World Voyager ist geschmackvoll und natürlich auf der dritten Fahrt sehr neu. Jede Kabine hat sogar eine Wellnessdusche. Es gibt Außenkabinen, Infinitykabinen (zu diesen gleich mehr), Verandakabinen und verschieden große Suiten. Die Kabinen sind mit Teppichboden ausgestattet und bieten in den Schränken genügend Platz. Die Infinitiykabinen sind etwas Neues. Sie haben keinen Balkon dafür mehr Platz im Innenraum. Gerade diese Kabinenart sehe ich für die arktischen Gefilde als angebracht. Vom Bett aus kann die obere Hälfte der bis zum bodenreichenden Fenster heruntergefahren werden. Frischluftzufuhr und Fotofreiheit. Helligkeit durch die große Fensterfront. Mehrwert an Platz für den Aufenthalt in der Kabine.

Die Wege sind kurz, der Aufzug bleibt oft außer Acht, im Gegenzug zu den Ozeanriesen. Für guten Ausblick sorgt der Zugang auf Deck 5 zum Bug des Schiffes unterhalb der Brücke, teilweise kann der Zugang aufgrund von zu starkem Wind gesperrt sein. Auf Deck 5 und 6 über dem Außenbereich des Restaurants sind Chill-Out-Zonen zu finden, gerade bei welliger Lage, wenn das Schiff rollt ist hier ein toller windgeschützter Bereich.

Entspannte Erlebnisse an Bord

Wer keinen Wind möchte und trotzdem nichts verpassen mag, für den bietet die Observation Lounge auf Deck 7 genau die richtige Position. 180 Grand Rundumblick, bequeme Sessel und Sofas, stilvolle maritime gemütliche Kissen und eine Bar bieten eine ruhige, angenehme, entspannte Atmosphäre. Auch hier gibt es einen Zugang auf den Bug bis hin zum windgeschützten Pooldeck. Gerade auf Expeditionen ist dies toll, Fotointeressierte sind sehr schnell draußen auf den Decks.

Vorträge statt Schlagerparty

Bevor in Destinationen des Fahrtgebietes angelandet wird, halten mitfahrende Lektoren Vorträge an Bord. Einer Anmeldung bedarf es nicht. Fragen können gestellt werden und Informationen getankt werden. Auf den Reisen gibt es auch die Möglichkeit der Besichtigung des Maschinenraums. Chef Ingenieur Jose Parreira führt Interessierte durch den Bauch des Schiffes. Dieses wüsste ich nirgendswo anders zu finden. Erst jetzt ist zu sehen, wieviel Crew Mitglieder für einen Einsatz eines Schiffes nötig sind.

Erste Anlandung “La Palma”

Nachdem das Schiff am Abend nach der Einschiffung den Hafen von Teneriffa verlassen hat führt uns die erste Anlandung nach La Palma. Von dem steuerbords gelegenen Balkon erkennen wir in der morgendlichen Dämmerung die Mole und das grüne Blinklicht. Wir sind ganz nah dran am Anlegemanöver.

Die Insel ist jetzt nicht der Hot Spot der Badetouristen, die Wanderer finden hier tolles Terrain. Viel Wald, Vulkane und Felsen prägen La Palma. Die World Voyager liegt im Haupthafen der Insel Santa Cruz de la Palma am Pier. Die Ausflugbusse stehen bereit die Gangway ist ausgefahren. Nachdem Checkout geht es in die Busse, jeder hat eine Einzelbank für sich. Ausflüge finden derzeit nur gebucht vom Schiff und mit FFP2 Maske statt. Auf eigene Faust ist es nicht erlaubt von Bord zu gehen, dieses wird sich ja im Laufe der Zeit wieder ändern.

Santa Cruz ist bekannt für seine schönen Holzhäuser mit den Balkonen, der Himmel ist leicht bewölkt, die Temperaturen pendeln um die 20 Grad. Der Bus windet sich die Serpentinen hinauf, bald gibt es einen schönen Panoramablick über die Stadt. Wenig später gibt es den ersten Ausstieg. La Palma ist bekannt für Zigarrenproduktion, live kann hier zugschaut werden und es gibt eine Rumverkostung. Der Rum von La Palma unterscheidet sich, da er mit Honig hergestellt wird, er ist sehr mit im Gegensatz zu seinem karibischen Bruder.

Nach einem kleinen Fußgang führt uns die Busfahrt hinauf in die bewaldete Caldera de Tabuerente. Diese schöne Kraterlandschaft ist schon etwas Besonderes. Vorsicht ist an den Abhängen geboten. Der lehmige Boden kann schnell einstürzen. Spannende Steinspuren und Schluchten sind zu sehen. Aufgrund der Höhe ist ein Pullover oder dünne Jacke eine gute Idee – hier ist es deutlich kälter als in Santa Cruz.

Vulkanismus und Erosion

Unter dem spanischen Wort Caldera (Kessel) wird in der Geologie eine große kraterförmige Einsturzstruktur des Vulkans verstanden, die nach Entleerung einer großen Magmakammer ins Innere stürzte. Wir bekommen vom Guide viele Infos. Und setzen dann die Fahrt im Bus fort. Zum Abschluss gibt es die Möglichkeit für Souvenirs, Wein und landestypische Kekse bevor wir das Schiff erreichen. Ein toller Einblick in eine vielleicht nicht so urlaubstypische kanarische Insel.

Wieder an Bord gibt es noch die Gelegenheit für einen Imbiss an Bord und einen Platz auf einer Sonnenliege. Das Schiff legt spätabends ab, wenn wieder individuellen Landgänge möglich sind, ist dies eine gute Gelegenheit, nochmals von Bord zu gehen und durch die Hafenstadt zu bummeln.

Fotos: IDa