Rückgabe von Benin-Objekten an Nigeria

Ministerin
Kunstministerin Petra Olschowski

Kunstministerin Petra Olschowski begleitet Elfenbeinmaske in ihr Herkunftsland

Am gestrigen Sonntag reiste die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Petra Olschowski mit einer Delegation rund um Bundesaußenministerin.

Annalena Baerbock und Kulturstaatsministerin Claudia Roth nach Nigeria, um dort die ersten Benin-Objekte zu übergeben. Darunter ist auch eine einzigartige Miniatur-Elfenbeinmaske der Königsmutter Idia aus der Benin-Sammlung des Stuttgarter Linden-Museums. Land und Stadt hatten die Eigentumsrechte an 70 Objekten, die 1897 über Plünderungen britischer Kolonialtruppen nach Europa gekommen waren, am vergangenen Mittwoch (14. Dezember) an den nigerianischen Staat übertragen. Professorin Inés de Castro, Direktorin des Linden-Museums, nimmt ebenfalls an der Reise teil.

„Es bedeutet mir sehr viel, die einzigartige Elfenbeinmaske der Iyoba Idia, der Königsmutter Idia, als erstes Objekt aus dem Stuttgarter Linden-Museum persönlich in das Land, aus dem sie stammt und wohin sie gehört, zu begleiten. Ich freue mich sehr auf diese Reise und auf die damit verbundenen Begegnungen und Erfahrungen“, sagte Kunstministerin Petra Olschowski vor ihrem Abflug am Sonntag (18. Dezember) in Stuttgart.

Bei der Rückgabe der Bibel und Peitsche von Hendrik Witbooi an Namibia habe sie persönlich die Erfahrung gemacht, wie eine Rückgabe direkt in die Gesellschaft vor Ort wirke – und auch tiefe emotionale Erlebnisse auslöse: „Denn es geht vor allem um das kulturelle Gedächtnis der Menschen vor Ort, die ihre eigene Geschichte mit den Objekten, Bronzen und Skulpturen, die nun den Weg zu-rück nach Nigeria finden, zurückbekommen“, so Olschowski.

Die Königsmutter Idia versinnbildlicht in der Geschichte Nigerias die einzige Frau im Land, die aufgrund ihrer Tapferkeit und als Mutter des Königs, als „Iyoba“, bei politischen Entscheidungen mitreden durfte. „Sie steht also beispielhaft für eine starke Frau und ist eine der ganz wenigen weiblichen Figuren, die in den Objekten und auf den Bronzeplatten dargestellt wurden. Auch deshalb ist es richtig, dass sie als Erste den Weg in die Heimat antritt“, so die Ministerin weiter. Das Abbild der Königsmutter Idia stammt aus dem 16. Jahrhundert. Bei einer britischen Expedition im Jahr 1897 wurde die Miniatur-Maske aus dem Herrscherpalast entwendet. Über den Kunsthandel gelangte das Objekt mit hoher Symbolkraft für Nigeria und das historische Königreich Benin letztlich ins Stuttgarter Linden-Museum.

Türöffner für engere Zusammenarbeit mit Nigeria

„Die Rückgabe der Maske und aller weiteren kostbaren Benin-Bronzen und Objekte ist nur ein Anfang. Es ist uns Anlass, mehr über die Geschichte des historischen Benins und Nigerias zu lernen und auch mehr von den unterschiedlichen Stimmen aus Nigeria und Afrika zu hören, um daraus die Fäden für den Dialog der Zukunft zu knüpfen“, betonte die Ministerin.

Als erstes Bundesland hat Baden-Württemberg im Sommer 2021 die Restitution der so genannten Benin-Bronzen beschlossen. „Als Land bekennen wir uns zu unserer historischen Verantwortung. Die Restitution der Bronzen, Skulpturen und weiteren Objekte ist ein gegenseitiger Vertrauensbeweis und öffnet die Tür für eine noch engere Zusammenarbeit mit Nigeria“, so Ministerin Petra

Olschowski. Als Dauerleihgaben werden 24 Exponate aus der Benin-Sammlung im Linden-Museum verbleiben: Gemeinsame Ausstellungen und Forschungspro-jekte mit der „National Commission for Museums and Monuments in Nigeria“ sind in Planung.

Weitere Informationen
Die Elfenbeinmaske aus dem 16. Jahrhundert galt bislang als bedeutendstes Ob-jekt der Benin-Sammlung im Stuttgarter Linden-Museum. Dem Abbild der Königsmutter wird eine rituelle und religiöse Bedeutung am Hofe Benins zugeschrieben.
Bei einer britischen „Strafexpedition“ im Jahr 1897 ist die Miniaturmaske aus dem Schlafgemach des damaligen Herrschers geraubt worden. Mit weiteren „Benin-Bronzen“ gelangte sie nach Großbritannien, wo die Objekte verkauft wurden. Weltweit sind fünf vergleichbare Elfenbeinmasken bekannt – unter anderem verortet im British Museum in London und im Metropolitan Museum in New York. Unter den Begriff „Benin-Bronzen“ werden Objekte aus Bronze, Holz, Elfenbein oder etwa Messing gefasst, die ab dem 13. Jahrhundert im damaligen Königreich Benin (heute Bundesland Edo in Nigeria) entstanden sind.

Foto: MWK BW/Jan Potente